Im Interview

Valerie Korte über ihren Roman »Aus allen Wolken fällt man auch mal leicht«

„Aus allen Wolken fällt man auch mal weich“ ist Ihr Debüt als Autorin. Ohne vorab zu viel verraten zu wollen – worum geht es?

In meinem Roman geht es um Julia, ihre kleine Tochter Fee und ihr perfektes Leben – das sie jedoch nur auf ihrem Instagram-Account führt, um ihre selbst entworfenen Armbänder zu bewerben. Es geht um Alex, den Bildhauer von gegenüber, dem Julia bei der Vermarktung seiner Werke unter die Arme greift. Es geht um Schein und Sein und die Grautöne dazwischen und es geht um die Frage, wie echt man eigentlich sein darf.

Vom selbstgebauten Tisch aus Europaletten und handfester Nachbarschaftshilfe zu Marmeladekochen und Dekotipps – Julia ist ein kreatives Allround-Talent. Wie beschreiben Sie Ihre Protagonistin?

Sie ist wirklich sehr kreativ und tatkräftig, dabei gutmütig und humorvoll. Aber sie hat auch so ihre Schwächen. Eine Portion Eitelkeit und Materialismus gehören dazu. Sie trifft falsche Entscheidungen und die richtigen zu langsam, und sie ist ihrer Tochter an Willensstärke deutlich unterlegen. Aber sie lernt dazu!

Als alleinerziehende Mutter bewältigt Julia die kleineren und größeren Sorgen des Alltags: Ärger mit dem Ex, Kinderbetreuung in den Kitaferien und nebenbei die Selbstverwirklichung. Ihre beste Freundin Elif schlägt sich mit ganz anderen Problemen herum. Was zeichnet die Freundschaft der beiden aus?

Julia und Elif verbindet eine sehr innige Freundschaft, die schon lange Bestand hat, früher haben sie auch zusammengewohnt. Daher ihre große Vertrautheit. Sie sind sich gegenseitig, wenn man mal von Julias Tochter absieht, die wichtigsten Menschen, die ersten Ansprechpartnerinnen und eine riesige Unterstützung.

Das Leben der Heldin des Buches, Julia Brass alias Julia Braceletta, scheint perfekt – zumindest auf Instagram. Als sie Alex, dem Nachbarn von gegenüber, endlich näherkommt, beginnt die schöne Fassade mehr und mehr zu bröckeln. Ist Ihr Buch auch ein Stück Kritik an Inszenierung und Fake in den Sozialen Medien?

Die schwingt mit. Dass die schönen Bilder aus Werbung oder Filmen insbesondere Frauen unter Druck setzen, ist ja nichts Neues. Die sozialen Medien sind da nur noch mal extra perfide, indem sie glauben machen, das, was man dort sieht, wäre echt. Außerdem kommen die Bilder dort näher an uns ran. Im Newsfeed mischen sich die Postings von Freunden und Bekannten mit denen der abonnierten Stars oder Influencer. Das macht es noch schwieriger, sich von der inszenierten Authentizität nicht beeindrucken zu lassen. Außerdem ist die Frequenz, mit der die Bilder konsumiert werden, bei vielen Nutzern ziemlich hoch. Und wenn man täglich immer wieder aufgeräumte, hübsch dekorierte Wohnungen, glamourös verbrachte Freizeit, Erfolgsmeldungen und schöne Körper sieht, kann man natürlich schon mal unzufrieden werden. Wenn man ein bisschen sucht, kann man aber auch viele sehr witzige, kluge Instagrammerinnen oder Hashtags finden, die das ein bisschen auflockern.

Mit einer außergewöhnlichen Geschäftsidee inszeniert sich Julia erfolgreich auf Instagram und kommt schließlich auch Alex zur Hilfe. Sie selbst haben schon als Social-Media-Managerin gearbeitet. Wie viel von Ihnen steckt in Ihrer Protagonistin?

Als Social-Media-Managerin arbeite ich für eine Firma, bleibe dabei aber selbst im Hintergrund. Wie das ist, wenn man selbst dauernd vor der Kamera steht, musste ich mir für das Buch also vorstellen. Julia hat eine andere Geschichte als ich, aber in ihren Gedankengängen steckt natürlich schon einiges von mir. Wie auch in den meisten anderen Figuren.

Als Autorin habe ich jetzt einen eigenen Instagram-Account und erfahre die Zwänge am eigenen Leib: Schon ein wirklich authentisches Foto von meinem unaufgeräumten heimischen Schreibtisch würde mir erst mal schwerfallen zu posten.

Vor Ihrem Leben als Autorin haben Sie als Sachbuchlektorin, PR-Texterin und Social-Media-Managerin gearbeitet. Wollten Sie immer schon Bücher schreiben?

Nein. Es gibt so eine Autorinnenweisheit, man müsse beim Schreiben die innere Lektorin ausschalten. Ich hatte schon immer eine sehr starke innere Lektorin, schon als Kind. Deswegen habe ich auch nie freiwillig Geschichten geschrieben und mit dem Tagebuchschreiben sofort wieder aufgehört. Später bin ich dann konsequenterweise erst mal Lektorin geworden, für Sachbücher. Jetzt, da ich doch noch Autorin geworden bin, schreibe ich so langsam und gleich ins Reine, dass meine innere Lektorin einigermaßen ruhig bleibt. Das ist ein bisschen mühsam und nicht der klassische kreative Prozess, funktioniert aber auch.

Ihr Buch spielt in Köln, Sie selbst leben inzwischen in der Domstadt – welche Schauplätze erkennt man wieder? Und haben Sie vielleicht sogar einen Kölner Lieblingsort zum Schreiben?

Mein Lieblingsort zum Schreiben ist der wunderschöne Schreibraum im Pantaleonsviertel, der durch Mittel des Kölner Kulturamts gefördert und vom Verein „Literaturszene Köln“ getragen wird. Trotz des kollegialen Austauschs dort (könnte man auch quatschen nennen) komme ich da bestimmt um ein Drittel schneller voran als zu Hause. Ich lenke mich dort weniger ab.

Meine Hauptfigur Julia ist vor einiger Zeit von Köln-Rodenkirchen nach Köln-Mülheim gezogen, nicht ganz freiwillig, und so inszeniert sie ihre Bilder inzwischen gerne im Mülheimer Park – den sie als ihren eigenen riesigen Garten ausgibt.

Ihr nächstes Buch „Liebe treibt die schönsten Blüten“ erscheint im Frühling 2021. Können Sie uns schon verraten, worum es darin geht?

Da geht es um die Insektenforscherin und Gartenbauerin Svea, die ausgerechnet im Rückenkurs Lars kennenlernt und sich quasi auf der Stelle verliebt. Von seiner Seite kommt allerdings null Interesse. Zum Glück hat Svea eine in Liebesdingen sehr beschlagene Mitbewohnerin. Die forscht zu dem Thema an der Uni und lebt polyamor, hat daher auch eine Menge Praxiserfahrung. Sie coacht Svea ein bisschen. Die beiden finden dann heraus, dass Lars Landschaftsarchitekt bei der Stadt Köln ist. Als er dort die grüne Neugestaltung eines heruntergekommenen Platzes ausschreibt, traut sich Svea was: Sie kämpft für ihre Firma um den Auftrag und gleichzeitig um Lars.

Die Autorin

Valerie Korte
© H. Mutschler

Valerie Korte wuchs im Rheinland auf und lebt nach Stationen in Schottland, Berlin, München und Duisburg inzwischen in Köln – mit Familie und einem wuchernden Garten. Nach dem Studium der Germanistik und BWL arbeitete sie zunächst als Sachbuchlektorin und Social-Media-Managerin. Irgendwann brach sich dann ihre kreative, romantische Seite Bahn, und sie schrieb ihren ersten Liebesroman.

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